BEGEGNUNGEN

Adam Olearius, Carsten Niebuhr und andere Orient-Reisende
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf, Schleswig

Die Reise der holsteinischen Gesandtschaft (1633–1639) führte über Moskau in die persische Hauptstadt Isfahan. Die Exkursion unter der Leitung des Hamburger Kaufmanns Otto Brüggemann und des Juristen Philipp Crusius sollte für Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf die Möglichkeiten erkunden, über Russland in den Seidenhandel mit Persien einzutreten.

 
Adam Olearius (1599–1671),
Viel Vermehrte Moscowitische und Persianische Reisebeschreibung wie auch Mandeslo u. Anderßen nebenst andern von Adam Olearius außgegebene Schriften.
Von Neuen auffgelegt Ao 1696, (Schleswig, 1696)
Goethe-Museum, Düsseldorf

Der enorme Erfolg anderer Länder im Handel mit Persien ließ Friedrich III. auf große Gewinne hoffen. Als Gesandtschaftssekretär begleitete der Theologe Adam Olearius die Reise. Eine seiner Aufgaben war es, nach Abschluss der Expedition ausführlich über den Reiseverlauf, die bereisten Länder und die fremden Sitten zu berichten. Dies tat er mit so großem Interesse an den fremden Kulturen, dass er aus der wirtschaftlich wirkungslosen Reise einen kulturhistorischen Erfolg machte.

Die 1647 veröffentlichte Reisebeschreibung zeichnete ein auf Objektivität gerichtetes Bild der Länder und Menschen, die bis dahin in Europa eher fremd und mit Vorurteilen behaftet waren. 1656 legte Olearius eine noch ausführlichere Ausgabe vor, in der er eine präzise Messung des Wolgalaufes veröffentlichte. Auch bestimmte er die Lage des Kaspischen Meeres neu. Diese Ausgabe, die mehrfach nachgedruckt und ins Englische, Französische und Niederländische übersetzt wurde, blieb
noch bis ins 19. Jahrhundert hinein das Standardwerk für Persien- und Russlandreisende.

Auch andere Reisende erkundeten den Orient und berichteten darüber: so z.B. der deutsche  Mathematiker und Kartograf Carsten Niebuhr Arabien, Philippus Baldaeus die südindische Malabaren-Küste sowie der französische Botaniker Joseph Pitton de Tournefort im Auftrag von König Ludwig XIV. die Levante.

Die Dänisch-Hallesche Mission in Tranquebar, Indien
Franckesche Stiftungen zu Halle an der Saale 

Die Dänisch-Hallesche Mission wirkte zwischen 1706 und 1845 in Südostindien. Im Jahr 1705 schickte der dänische König Friedrich IV. (1671–1730) die lutherischen Missionare Bartholomäus Ziegenbalg (1682–1719) und Heinrich Plütschau (1677–1747) in seine Handelskolonie Tranquebar.Sie waren Schüler des pietistischen Pastors und Theologieprofessors August Hermann Francke (1663–1727), der in Glaucha vor den Toren Halles ein Waisenhaus und Schulen errichtete, die Fundament und Ausgangspunkt für eine universale, religiös fundierte Verbesserung aller Stände in- und außerhalb Deutschlands bilden sollten. Francke hatte die Vision einer welt weiten Verbreitung des Pietismus und förderte deshalb das Missionsunternehmen.

 
Tamilische und portugiesische Frauen
Kolorierte Federzeichnung, im Auftrag des Missionars
Nikolaus Dal von unbekannter Hand gezeichnet
Tranquebar 1729
Franckesche Stiftungen, Halle


 

Missionare aus Halle legten in Tranquebar den Grundstein für die erste protestantische Mission sowie für einen langen, einflussreichen Kulturdialog zwischen Indien und Europa. Zeugnisse dieses interkulturellen Dialogs werden heute in den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen aufbewahrt: die erste protestantische Missionszeitschrift, die Halleschen Berichte, in denen die Briefe und Nachrichten der Missionare von Land und Leuten überliefert sind, Palmblatthandschriften mit Texten in Tamil und Telugu, biblische Texte und christliche Erbauungsliteratur in tamilischer Sprache, hinduistische Kultgegenstände, die Korrespondenz der Missionare mit den Direktoren und Mitarbeitern der Franckeschen Stiftungen, mit protestantischen Predigern und mit Gelehrten in ganz Europa sowie mit den Indern selbst, darunter Hindus verschiedener Kasten, Moslems, Rechtsgelehrte, Kaufleute und auch indische Fürsten.


Winckelmann und der Orient
Winckelmann-Gesellschaft e.V. mit Winckelmann-Museum, Stendal

 
Johann Joachim Winckelmann
Description des pierres gravées du feu Baron de Stosch, dessinée […] et gravée […] par Johann Adam Schweickart Nürnberg, 1775
Staatsbibliothek Berlin

Bis ins 18. Jahrhundert hatte man in Westeuropa kaum eine konkrete Anschauung von der Kunst des Orients. Obwohl es mit den damals bekannten Denkmälern für Winckelmann schwierig, ja beinahe unmöglich war, tiefer in die Kunst der verschiedenen Kulturen einzudringen, behandelte er die Kunst des Orients im zweiten Kapitel seiner ". Geschichte der Kunst des Alterthums" unter den Titeln "Von der Kunst unter den Ägyptern" und "Von der Kunst unter den Phöniciern und Persern"

Die von ihm festgestellten stilistischen und ikonographischen Eigenheiten erlaubten erstmals eine klare Abgrenzung der persischen von der ägyptischen Kunst. Ebenso unternahm Winckelmann den Versuch, die Kunst der Phönizier zu beschreiben. Da zu seiner Zeit noch keine Ausgrabungen in Sidon und Karthago stattgefunden hatten, boten ihm nur einige in Sizilien und Malta gefundene Münzen Anhaltspunkte.


Die ägyptische Kunst war besser bekannt. Reisende wie Richard Pococke (1704–1765) und Frederik Ludwig Norden (1708–1742) hatten ihre Reiseberichte mit Stichen illustriert, die eine Anschauung von der Architektur und Skulptur Ägyptens vermittelten. Auf dieser Grundlage gelang es Winckelmann, erstmals eine stilistische Entwicklung in der ägyptischen Kunst aufzuzeigen. Sein Entwicklungsmodell wurde für die folgenden Generationen verbindlich. Daher gilt er als Begründer der Kunstgeschichte Altägyptens.